Auf der Suche nach dem 4. Kanban-Prinzip
Was folgt aus dem bisher Geschriebenen für das Veränderungsmanagement mit Kanban? Welche Formen der Führung sind notwendig, um eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen? Es lassen sich aus dem bisher Dargestellten drei wesentliche Schlüsse ziehen. Im Change Management geht es heutzutage vor allem um die
- aufmerksame Wahrnehmung dessen, was in der Organisation vor sich geht,
- professionelle Kommunikation nach außen wie nach innen, d.h. mit allen Stakeholdern über Unternehmensgrenzen, Hierarchiestufen oder Fachabteilungen hinweg,
- agile Gestaltung des Veränderungsprozesses unter Einsatz von State-of-the-Art-Methoden.
Kuriose Selbstbilder
Es geht aber auch um die persönliche Wahrnehmung, vor allem auch vom Management. Der Wiener Organisationsberater Rudi Wimmer definiert den Erfolg eines jeden Veränderungsprozesses mit der Bereitschaft des Managements mit der Wahrnehmung bei sich zu beginnen (Organisation und Beratung: Systemtheoretische Perspektiven für die Praxis, Wimmer 2004). Erst die Einsicht des Managements, dass es sich selbst nicht als Change Agent propagieren kann, ohne zugleich nach der notwendigen Veränderung der eigenen Führungsleistung zu fragen, schafft die Grundlage für erfolgreichen Wandel. Das ist meiner Beobachtung nach jedoch alles andere als selbstverständlich. Dies bestätigt auch eine Umfrage unter 1.100 britischen First Line Managern: 72 Prozent der Befragten zweifeln niemals an ihren eigenen Führungsfähigkeiten und die Selbstüberschätzung geht weiter: 80 Prozent der Führungskräfte würden sich selbst zu den besten 20 Prozent zählen. (Kunst des Entscheidens: Ein Quantum Trost für Zweifler und Zauderer, Ortmann 2011)
Doch was steckt hinter solchen kuriosen Selbstbildern? Es liegt nahe zu vermuten, dass es die Altlasten eines mechanistischen Organisationsbildes sind, mit einem Führungsmodell, das sich weder mit kritischer Selbstreflexion abmüht noch mit angemessener Bescheidenheit. Dem Unternehmen als Maschine entspricht der Manager als Mechaniker und Verwalter.
Führung als Teamsport
Im 21. Jahrhundert, so die Quintessenz der zeitgenössischen Management- und Führungsdebatten, weicht command and control einer Kultur, die Selbststeuerung respektiert, ohne den gesamtorganisatorischen Koordinationsbedarf aus den Augen zu verlieren. An die Seite des hierarchischen Managements treten neue Formen netzwerkartiger Führung, um die vorhandenen Expertisen, insbesondere hinsichtlich einer akkuraten Wahrnehmung der Umweltdynamik optimal zu nützen. „Führung als Teamsport“ wird zum Schlüsselfaktor.
Wie das Bild illustriert, zeigt das Konzept des Führungsteamsports zumindest zwei notwendige Veränderungen an: Erstens muss der Zentralismus traditioneller Führung überwunden werden und zweitens die Einseitigkeit von Kommunikations- und Entscheidungswegen.
(Change) Leadership muss auf allen Ebenen der Organisation gefördert werden – angefangen bei den operativ tätigen MitarbeiterInnen bis hin zum Senior Management. Das 4. Kanban-Prinzip.