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|21 Oct 2025|Klaus Leopold

KI auf Flight Level 3? Ja! Aber sie fliegt dort noch nicht

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In den LinkedIn-Kommentaren zu meinem letzten Artikel KI ist Flight Level 0 kam öfter die Rückmeldung: „Moment mal – KI hilft doch heute schon auf Flight Level 2 und 3!“

Und ja, das stimmt. Aber – und das ist ein großes ABER – KI hilft dort derzeit meistens den Menschen, die auf Flight Level 2 oder 3 arbeiten. Sie agiert noch nicht selbst auf diesen Ebenen. Das klingt wie Wortklauberei, ist aber ein fundamentaler Unterschied.

Solange KI individuelle Tätigkeiten schneller macht, bleiben wir auf Flight Level 0. Das ist super für persönliche Produktivität – keine Frage! – aber für die Organisation bringt es keinen Fortschritt. Wenn die Rädchen nur schneller drehen, ohne dass das Getriebe besser wird, dann raucht irgendwann der Motor.

Beispiel KI am Flight Level 3 – individuell vs. systemisch

Heute nutzen viele KI, um Strategien zu entwickeln. Man beauftragt sie mit Deep Research, Markt- und Wettbewerbsanalysen, ergänzt das Ganze um ein paar schlaue Gedanken – und voilà: die Strategie ist plötzlich sehr viel schneller fertig.

Super, oder? Naja – es ist immer noch eine individuelle Tätigkeit, nur eben effizienter. Vorher hat jemand tagelang Google und Datenbanken durchsucht oder Berater bezahlt, jetzt tippt dieselbe Person ein paar Prompts.

Echte Flight Level 3-KI würde aber ganz anders agieren: Sie wäre z.B. der strategische Frühwarnsensor der Organisation. Sie würde laufend beobachten, was draußen passiert – Moves von Mitbewerbern, Markttrends, regulatorische Änderungen, neue Technologien – und signalisieren: “Hey, da draußen kippt eine Annahme eurer Strategie! Zeit, Outcome X neu zu gewichten, Budget Y umzuschichten und Initiative Z umzupriorisieren.”

Das wäre Flight Level 3 mit KI – nicht schneller recherchieren, sondern strategisch handeln. Und da kann man noch sehr viele weitere Beispiele am Flight Level 3 finden und natürlich auch am Flight Level 2.

Die eigentliche Frage

Mir ist bei dem Beispiel vollkommen klar, dass da noch ein paar andere nicht ganz triviale Probleme zu lösen sind: Datenschutz, Governance, Policies, etc. Ich will einfach nur den derzeitigen KI-Hype systemisch einordnen und lasse diese Aspekte bewusst unbehandelt.

Ich bin voll der KI-Fan, da es mich individuell schneller macht und das fühlt sich sooooooo gut an. Der Punkt ist nur, dass meine Feel-Good-High-Performance für das Gesamtsystem Unternehmen keinen wirklichen Unterschied macht. Solange KI das optimiert, was Menschen ohnehin schon tun nur es wird eben schneller, schöner, smarter, sind wir bei lokaler Optimierung am Flight Level 0 was zu globaler Suboptimierung führt.

Wirklichen Fortschritt erzielen Organisationen erst, wenn sie Flight-Level-2- und 3-Systeme überhaupt mal haben – also wenn klar ist, wie Koordination und Strategie im Unternehmen funktionieren sollen. Erst dann kann KI dort sinnvoll andocken.

Oder anders gesagt: Bevor du dein Weiterbildungsbudget in Prompt-Engineering oder Copilot-Trainings steckst, schau lieber, ob dein Unternehmen überhaupt eine Flughöhe über Level 0 oder 1 hat.

Und falls nicht: Flight Level 2 Design, Flight Level 3 Design oder gleich Flight Levels Systems Architecture wären ein ziemlich guter Start 🤗

Denn eines ist sicher – KI fliegt nicht von selbst.

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