Gibt es wirklich keine Reihenfolge der Arbeitsschritte in der agilen Softwareentwicklung?
Viele Verfechter von agilen Softwareentwicklungsmethoden argumentieren, dass Softwareentwicklung eine kreative Tätigkeit ist und somit keiner Reihenfolge von Arbeitsschritten folgt. Demnach ist Kanban natürlich eine Katastrophe, da es ja verlangt, die gelebten Arbeitsschritte zu visualisieren.
Wir sind uns einig: kochen und backen sind sehr kreative Tätigkeiten. Wir experimentieren mit Gewürzen, kombinieren immer wieder neue Zutaten und jedes Gericht wird dadurch einzigartig. Wir sind uns sicher auch einig, dass kochen und backen trotz des kreativen Vorganges einer gewissen Reihenfolge an Arbeitsschritten folgt. Beim Backen einer Geburtstagstorte hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass es nicht ganz so optimal ist, die Kerzen schon mal in die Eier reinzustecken. Für eine gelungene Geburtstagstorte passieren da häufig noch ein paar Arbeitsschritte zwischen drin, bevor wir mit den Kerzen herumexperimentieren.
Auch in der Softwareentwicklung hat sich herausgestellt, dass es z.B. sinnvoll ist, eine User Story zuerst zu entwickeln/programmieren, bevor sie released wird. Es ist auch hilfreich, eine User Story zuerst zu schreiben und erst dann mit der Programmierung zu beginnen. In Scrum ist sogar eine eigene Rolle definiert, die Verantwortung über User Stories hat – der Product Owner. Es muss sogar sichergestellt werden, dass sich bei den Stories während eines Sprints nichts ändert. Es ist auch “verboten”, dass das Scrum-Team neue Stories während eines Sprints annimmt. Somit ist es sogar eine Voraussetzung, dass jede User Story eines Sprints vor dem Sprint fertig sein muss. Haben wir hier vielleicht doch eine gewisse Reihenfolge der Arbeitsschritte in der agilen Softwareentwicklung identifiziert…