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|17 Feb 2014|System User

Kanban ist wie ein Heimtrainer

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von Klaus Leopold

KanbanInstaller

Alleine seit Anfang des Jahres habe ich das Design von 13 Kanban Systemen in verschiedenen Unternehmen begleitet. Nach zwei bis drei Tagen Arbeit hängt das initial ausgearbeitete Kanban-System an der Wand und alle stehen stolz davor. Hin und wieder höre ich dann Aussagen wie: „Ich hoffe sehr, dass uns Kanban schneller macht.“ oder „Wir hoffen, dass Kanban uns jetzt endlich hilft.“ etc. Bei mir entsteht dann häufig eine sehr schöne Szene im Kopf, wie in so einer Situation der zukünftige Arbeitsalltag aussehen könnte: Einige Leute sitzen in einem Stuhlkreis vor dem Kanban-Board. Eine Person schreibt auf ein rotes Post-It „Blocker: Testinfrastruktur nicht bereit“, steht auf und hängt dieses Post-It auf eine Arbeit, die sich in der Spalte „TEST“ am Board befindet. Er dreht sich wieder zu der Gruppe. Fragende Blicke. Einige Sekunden Schweigen. Dann sagt ein Kollege: „Und das hilft?“

NEIN! Das hilft sicher nicht. Es reicht überraschenderweise nicht aus, wenn man gebannt vor einem Kanban-System sitzt und wartet, bis etwas besser wird. Das ist das gleiche, wie wenn man begeistert den neuesten High-Tech Heimtrainer ins Wohnzimmer stellt, sich daneben auf die Couch setzt und wartet, bis jetzt endlich die überflüssigen Kilos nur so vom Leibe purzeln.

Offensichtlich, dass das nicht funktioniert, oder? Trotzdem ist das für Menschen im Handeln überhaupt nicht offensichtlich. Es werden Sachen gekauft – sei es nun ein Heimtrainer oder Kanban – mit der Hoffnung, dass „Es“ einen besser macht. „Es“ macht überhaupt nichts besser. Menschen sind der treibende Faktor einer Verbesserung. „Es“ ist ein Hilfsmittel.

Genau so will ich auch Kanban vermittelt sehen. Kanban ermöglicht es, Schwachstellen sichtbar zu machen und basierend auf dieser Sichtbarkeit Verbesserungen zu überlegen. Das funktioniert erfolgreich indem sich die Menschen ihr individuelles Kanban-System selbst erarbeiten und nicht irgendwelche „Best Practices” übernehmen, die eine Methodologie oder ein Framework vorschreiben. Wer ein Kanban-Training besucht, bekommt auch einiges an Verständnis mit, wie man gewisse Situationen verbessern kann – tun muss man es jedoch trotzdem selber.

Kanban an sich ist weder eine Lösung noch eine Verbesserung – gleich wie die reine Anwesenheit eines Heimtrainers gar nichts an der Fitnesssituation eines Menschen ändert. Es braucht immer die aktive Teilnahme der Menschen, damit eine Verbesserung stattfinden kann. Alles andere ist Zauberei.

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